Sylvia Preinstrofer und Michael Hohmann
Sylvia Preinstorfer | Vorständin
Michael Hohmann | Vorstandsvorsitzender

Bericht des Vorstands

Über das laufende Geschäftsjahr, Herausforderungen, Veränderungen, Strategien und Aussichten, sprachen wir mit Vorständin Sylvia Preinstorfer und Vorstandsvorsitzendem Michael Hohmann.

Die Raiffeisenbank eG Baunatal (RBB) hat trotz aller geopolitischen Verwerfungen und Unsicherheiten erneut ein erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich.

Herr Hohmann, Frau Preinstorfer, wenn man denkt, dass es schlimmer nicht werden kann, kommt es häufig noch dicker… Als ob der anhaltende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, Klimawandel, Flüchtlingsproblematik und konjunkturelle Delle nicht gereicht hätten, brach im Oktober auch noch der Gaza-Krieg aus. Was macht das mit Ihnen und der RBB?

Preinstorfer: Trotz der globalen Verwerfungen waren wir im abgelaufenen Geschäftsjahr äußerst erfolgreich. Besonders erfreulich ist der Anstieg des Zinsüberschusses um vier Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Ein großer Dank gebührt unseren engagierten Mitarbeitern, die maßgeblich zu diesem sehr guten Ergebnis beigetragen haben.

Hohmann: Die Unsicherheiten aufgrund globaler Verwerfungen beeinflussen unser Geschäft nur indirekt. Sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen sind gleichermaßen verunsichert. Das zeigt sich zum Beispiel im Bereich Wohnungsbau. Das vorherrschende Thema sind die Zinsen. Obwohl sie im historischen Vergleich immer noch niedrig sind, gibt es derzeit im Wohnungsbau nur wenig Nachfrage. Hinzu kommen gestiegene Baupreise und Probleme in den Lieferketten. Potenzielle Bauherren müssen Kompromisse beim Komfort und der Größe ihrer geplanten Immobilie eingehen. Wohnflächen von 200 Quadratmetern und mehr scheinen nicht mehr zeitgemäß und sind kaum finanzierbar - ganz zu schweigen von den hohen Energiepreisen. Auch gewerbliche Kunden verhalten sich derzeit sehr zurückhaltend. Die Summe der Krisen führt dazu, dass Investitionen wie etwa Ersatzbeschaffungen zurückgestellt werden – gerade der Automotive-Bereich, von dem wir sehr geprägt sind, verhält sich besonders defensiv.

Preinstorfer: Was viele Kunden nicht mitbekommen: Die krisenbedingt steigenden aufsichtsrechtlichen Anforderungen hinsichtlich Sanktionen, Geldwäsche und anderen Themen erfordert mehr Personal und Risikovorsorge. Das wiederum belastet uns schon.

Hohmann: Wir fühlen uns bisweilen überreglementiert. Wir müssen Anforderungen erfüllen, die bei uns gar keine Rolle spielen.

Dennoch haben sie sich in schwierigem Umfeld wacker geschlagen. Nennen Sie bitte einige Eckdaten.

Hohmann: 2023 war für uns ein gutes Jahr. Wir konnten alle berechtigten Kreditwünsche unserer Kunden bedienen. Unsere Kreditausleihungen stiegen dadurch überdurchschnitt um annähernd 10 Prozent. Im Einlagengeschäft haben unsere Kunden verstärkt attraktive Anlageangebote unseres Hauses und unserer Verbundpartner genutzt, um ihre Geldanlagen neu zu strukturieren. Dies zahlte sowohl auf die Bestandssicherung der Einlagen als auch die Stabilisierung unseres Vermittlungsgeschäftes ein.

Unser Betriebsergebnis haben wir deutlich verbessert und unsere ohnehin schon gute Vermögenslage wurde durch eine ordentliche Dotierung unserer Eigenkapital- und Reservepositionen weiter gestärkt.

Auch unsere Mitglieder werden von unserem erfolgreichen Geschäftsjahr 2023 partizipieren. So haben Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, der diesjährigen Vertreterversammlung eine Dividendenzahlung in Höhe von 2% plus 2 % Bonus zur Beschlussfassung vorzuschlagen.

Preinstorfer: Insgesamt hat sich die Geschäftsentwicklung und die wirtschaftliche Lage unseres Hauses im Vergleich zu den Vorjahren positiv entwickelt; insbesondere durch das Angebot von individuellen Finanzierungs- und Anlageberatungen durch unsere Berater.

Bei aller Digitalisierung soll auch künftig die persönliche Beratung bei uns im Mittelpunkt stehen. Letztlich ist es doch das, was uns ausmacht und wofür wir bekannt sind: Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir sind lokal verwurzelt, genau da, wo unsere Kunden sind. Wir kennen unsere Mitglieder und Kunden und handeln besonnen, ehrlich und glaubwürdig.

Stichwort Zinsen: Wohin geht die Reise?

Preinstorfer: Sofern es zu keinen weiteren geopolitischen Verwerfungen kommt und die Inflation sich nachhaltig bei 2% stabilisiert, denken wir, dass die Zinsen im Laufe des Jahres sinken werden. Eine Rückkehr zu dem Niedrigzinsniveau der Vorjahre scheint aber nicht wahrscheinlich.

Und wie werden sich die Kapitalmärkte entwickeln?

Hohmann: Das ist schwer zu sagen. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass der Dax die 19.000-Punkte-Marke anvisiert? Erschwerend kommt hinzu, dass die Finanzmarktanalysten zum Teil völlig unterschiedliche Einschätzungen abgeben.

Sie haben in Sachen Nachhaltigkeit bereits viel getan und tun es weiterhin. Jetzt geht es den nächsten Schritt nach vorn, an die Produkte. Geben Sie bitte einen kurzen Überblick.

Preinstorfer: Nachhaltigkeit hat bei uns einen hohen Stellenwert, denn wir müssen verantwortungsbewusst mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen. Die steigende Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien durch Kunden, Investoren und Bankenaufsicht schlägt sich bereits deutlich in der Unternehmenssteuerung und im Risikomanagement der Banken nieder. Bislang konnte man nachhaltige Produkte anbieten, zukünftig muss man es. Anderenfalls wirkt es sich negativ auf unser Rating aus.

Hohmann: Ja, die internen Nachhaltigkeitsaktivitäten, wie betriebliche Abläufe, energetische Optimierung und Ressourcenschonung laufen seit Jahren. Jetzt gilt es, auch unsere Produktangebote an unsere Mitglieder und Kunden stärker auf diese Thematik auszurichten. Letztendlich entscheiden aber unsere Kunden, wie sie ihr Geld anlegen. Auch im Kreditgeschäft wird sich der Nachhaltigkeitsgedanke zukünftig viel stärker etablieren. So werden nachhaltige Projekte – etwa bei Bau und Modernisierung – zinsmäßig besser gestellt, als solche, die es nicht sind. Grundsätzlich gilt je nachhaltiger desto besser sowohl für unser Bankenrating als auch für das Rating des Kunden.

Preinstorfer: Das Thema Nachhaltigkeit geht weit über die Umwelt- und Ressourcenschonung hinaus. Zum Beispiel das Soziale, bei dem es um das Wohl der Mitarbeiter geht. Also müssen und wollen wir uns um Gesundheitsvor- und -nachsorge kümmern und um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Zum Schluss bitte noch einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2024.

Hohmann/Preinstorfer: Das Geschäft ist auf einem guten Niveau stabil. Was uns die letzten Jahre sehr stark beschäftigt und weiter beschäftigen wird, ist das Halten und Gewinnen von qualifizierten Mitarbeitern. Mit Blick auf weiter wachsende aufsichtsrechtliche und regulatorische Anforderungen brauchen wir gutes Personal und investieren 250.000 Euro jährlich in Qualifikation und Weiterbildung. Das zahlt sich aber aus, wenn man die Bemühungen langfristig anlegt. Wesentliche Handlungsfelder sind für uns weiterhin die Digitalisierung und Optimierung interner und kundenorientierter Geschäftsprozesse sowie nachhaltiger Modernisierung der Infrastruktur.