Bericht des Vorstands

Raiffeisenbank eG Baunatal behauptet sich im schwierigen Geschäftsumfeld

Die Raiffeisenbank eG Baunatal (RBB) ist allen Widrigkeiten zum Trotz gut durch das Geschäftsjahr 2022 gekommen. Darüber, über die kurzfristigen Pläne, langfristige Strategien, künftige Herausforderungen und Perspektiven sprachen wir mit dem Vorstandsvorsitzenden Michael Hohmann und der neuen Vorständin Sylvia Preinstorfer.

Herr Hohmann, Frau Preinstorfer, ein weiteres herausforderndes Jahr liegt hinter uns, und nach der Krise ist vor der Krise. Wie ist das Jahr 2022 für sie gelaufen?

Hohmann: Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Die RBB hat sich in schwierigen Zeiten als robust erwiesen. Die Zuwachsraten lagen bis zum 3. Quartal sogar über unseren Planwerten, insbesondere im Kreditgeschäft. Gestiegene Zinsen, Lieferkettenprobleme und steigende Preise haben diese Entwicklung dann im 4. Quartal gebremst. Dennoch steht auf Jahressicht ein Plus von 4,3 Prozent.

Im 1. Quartal 2023 spüren wir wieder eine leicht steigende Nachfrage nach Finanzierungen. Die Kunden haben sich offensichtlich auf das höhere Zinsniveau eingestellt, was im langjährigen Vergleich ja immer noch niedrig ist.

Hinzu kommt, dass Wohnraum weiter knapp ist und somit gebaut werden muss. Deshalb sind wir für die Zukunft zuversichtlich. Besondere Ausfallrisiken in unserem Kreditgeschäft sehen wir zurzeit nicht.

In den anderen Kerngeschäftsfeldern waren wir ebenfalls erfolgreich unterwegs. Die Kundeneinlagen sind um 2,1 Prozent gewachsen, der Provisionsüberschuss stieg um 2,5 Prozent.

Preinstorfer: Auch außerhalb des Zahlenwerks ist viel passiert. Wir haben flexible Arbeitszeiten, das mobile Arbeiten sowie eine neue, lockerere Kleiderordnung eingeführt, für die Mitarbeiter wieder eine Weihnachtsfeier ausgerichtet und zur Freude der Belegschaft den Samstag als Arbeitstag abgeschafft, also kurzum viel bewegt, um das Betriebsklima zu verbessern, um unsere Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen. Dazu bedarf es eines guten Betriebsklimas. Das ist uns und den Beschäftigten sehr wichtig.

Blick nach vorn: Wie entwickelt sich das laufende Geschäftsjahr, insbesondere mit Blick auf den wichtigen Bereich Immobilienkredite. Spüren sie eine Zurückhaltung der potenziellen Kunden oder gar eine Welle von Rückzügen?

Hohmann: Nein. Alle kreditvertraglichen Vereinbarungen werden bisher eingehalten und alle Kreditzusagen umgesetzt. Wir hatten zwar im letzten Quartal 2022 weniger Nachfrage, aber aktuell läuft das Kreditgeschäft wieder gut an.

Preinstorfer: Auf der Passivseite ist es etwas anders. Viele Kunden wollen wieder Zinskupons für ihre Einlagen. Hierfür haben wir eine neue Passivstrategie entwickelt und neue Produkte konzipiert, damit die Kunden von den steigenden Zinsen profitieren können. Insgesamt erwarten wir für dieses Jahr ein höheres Zinsergebnis, das im vergangenen Jahr bereits deutlich gestiegen war.

Stichwort Immobilienkrise: Ist das ein Thema für Sie?

Hohmann: Nein. Nach unseren Beobachtungen sind die Preise in unserer Region nicht eingebrochen. Wohnraum ist nach wie vor knapp und gefragt. Wir könnten deutlich mehr vermarkten, wenn es mehr Angebote gäbe. Die Nachfrage ist nach wie vor hoch. Bei privaten Neubauten geht der Trend in Richtung kleinerer Einheiten, die dann wieder bezahl- bzw. finanzierbar sind. Etwas anders sieht es im gewerblichen Bauträgergeschäft aus. Da muss angesichts gestiegener Baupreise neu kalkuliert werden. Das wird sich auf Sicht aber wieder justieren.

Preinstorfer: Wir hatten bislang keine Kreditausfälle. Auch zu Corona-Zeiten nicht.

Hohmann: Wir sind ja auch keine Hasardeure. Unser Risikomanagement funktioniert gut, und wir machen das schon viele Jahre…

Wie lässt sich das neue Jahr insgesamt an?

Preinstorfer: Positiv. Wie sich die Passivseite genau entwickelt, wissen wir nicht. Schwerpunkt unserer Arbeit wird neben der weiteren Digitalisierung die Gewinnung neuer Mitarbeiter sein. Zurzeit bekommen wir viele Bewerbungen, um die vakanten Positionen neu besetzen zu können.

Wie geht es mit dem Filialnetz weiter?

Hohmann: Vor drei Jahren haben wir unser Filialnetz neu strukturiert. Ob dies auf Sicht so bleibt, wird sich zeigen. Fakt ist, dass die Nachfrage nach persönlichem Serviceleistungen immer mehr abnimmt. Junge Kunden sind eher online unterwegs, manche nutzen die Online-Möglichkeiten und noch den persönlichen Kontakt zu unseren Beratern. Die älteren Kunden wollen überwiegend persönlich betreut werden. Letzteres nimmt aber immer mehr ab. In jedem Fall gilt, dass den Kunden immer geholfen wird und dass Kundenwünsche immer erfüllt werden.

Preinstorfer: Die rein persönliche Ansprache wird weniger. Aber zwischen ihr und rein digitaler Ansprache gibt es ja noch die Videoberatung, bei der man die Ansprechpartner sieht.

Wie geht es in der Finanzbrache weiter?

Hohmann: Wir, als Regionalbank, müssen täglich an unserem Geschäftsmodell und damit an unserer Zukunftsfähigkeit arbeiten. Zwar hält der Trend zu Fusionen, d.h. zu größeren Einheiten im Bankbereich, allgemein an. Dies hilft uns aber nicht wirklich weiter: Wir selbst müssen unsere Aufgaben erledigen und unsere Probleme lösen. Durch eine Fusion wären diese ja nicht weg, sondern würden nur verlagert.

Preinstorfer: Ich sehe sogar Chancen im genossenschaftlichen Bereich. Wir müssen das Gemeinsame stärker betonen und die Mitgliedschaft etwa durch Mitgliederprogramme attraktiver machen. Der genossenschaftliche Gedanke hat Zukunft auch in anderen Lebensbereichen, etwa bei entsprechenden Wohnprojekten, die wir auch schon finanziert haben.

Portrait

Michael Hohmann

Michael Hohmann (63) ist in Fulda geboren und im nahen Hilders in der Rhön aufgewachsen. 1980 kam er nach Kassel und absolvierte bei der damaligen Raiffeisenbank Kurhessen (später in der Volksbank Kassel-Göttingen aufgegangen) eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Danach arbeitete er 13 Jahre im Prüfdienst des Genossenschaftsverbands, ehe er 1995 zur damaligen Raiffeisenbank Lohfelden eG wechselte, die zwei Jahre später mit der RBB fusionierte. 2003 stieg Hohmann in den RBB-Vorstand auf, seit 2015 ist er dessen Vorsitzender.

Portrait

Sylvia Preinstorfer

Sylvia Preinstorfer ist Routinier. Seit 26 Jahren arbeitet sie für die Raiffeisenbank eG Baunatal (RBB). Kaum jemand kennt das genossenschaftliche Kreditinstitut so gut wie sie. Seit dem 1. Dezember vergangenen Jahres ist die 52-Jährige im Vorstand – die erste Frau überhaupt in dieser Position bei der RBB. Davor verantwortete die Kasselanerin als Prokuristin die Bereiche Controlling, Rechnungswesen, EDV-Organisation und Marktfolge.

Tätigkeiten, die überwiegend auf die Betriebsbereiche gerichtet waren. Das ändert sich zusehends. Denn als Vorstand muss sie das regionale Kreditinstitut künftig auch nach außen vertreten, was mit einer Vielzahl von Repräsentationsaufgaben, Netzwerktreffen und Gremienarbeit einhergeht. „Darauf freue ich mich sehr. Ich bin gern unter Menschen. Der neue Job ist echt spannend“, gesteht sie.

Nach Abitur und dem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Rechnungswesen, Controlling und Finanzen, das sie mit Diplom abschloss, kam sie 1997 zur RBB – und blieb. Ihre offensichtliche Begeisterung für das Bankenwesen wurde während eines halbjährigen Praktikums bei der damaligen Stadtsparkasse Kassel geweckt. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich beschloss, dabei zu bleiben“, erinnert sie sich.

Als besonders spannend an ihrer neuen Position empfindet sie selbst entscheiden und bewegen zu können. Was ihrer Erfahrung nach in kleinen Banken sehr viel besser geht als in Großen. Flache Hierarchien, kurze Wege und ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet – das ist es, was sie an ihrer neuen Tätigkeit reizt. „Ein schönes Arbeiten“, sagt die. Hinzu kommen das Persönliche in einem kleinen Haus, das Menschliche, die Kollegialität und der Zusammenhalt. Denn ein gutes Betriebsklima sei die Voraussetzung dafür, Beschäftigte zu halten und neue zu gewinnen. In Mitarbeiterkreisen hört man denn auch viel Gutes über sie. Sie wird als freundlich und verbindlich beschrieben. Und sie habe stets ein offenes Ohr auch für die privaten Sorgen der Kollegen. Ihre künftigen Aufgabengebiete sind Produktions- und Steuerungsbank, Risikomanagement, interne Revision und Beauftragtenwesen.

Aber Sylvia Preinstorfer lebt nicht nur für die Arbeit. In ihrer Freizeit geht sie gern ins Kino und Theater, treibt Sport, reist und liebt die Kunst.