Seit einigen Jahren ist der Begriff „Nachhaltigkeit“ in der Banken- und Finanzkommunikation fest etabliert. Wann ist dieser Begriff eigentlich entstanden?
Beckmann: Hätten Sie´s gedacht? Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt tatsächlich aus dem Jahre 1713. Erstmals verwendete ihn Carl von Carlowitz. Er war damals Oberberghauptmann in Kursachsen und führte den Begriff in der Forstwirtschaft - vor dem Hintergrund einer zunehmenden überregionalen Holznot - ein.
Wie hat sich dieses Thema inzwischen weiterentwickelt? Können Sie uns erklären, was man unter dem sog. Nachhaltigkeitsdreieck versteht?
Beckmann: Gern. Das Nachhaltigkeitsdreieck erfasst die drei großen Themen der Nachhaltigkeit. Es geht um die sog. „ESG-Kriterien“ (Environment/Social/Gouvernance), also die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das Nachhaltigkeitsdreieck kombiniert somit Ökologie, Ökonomie und Soziales für eine nachhaltige Entwicklung.
- Die ökologische Nachhaltigkeit zielt auf Umwelt- und Ressourcenschutz ab. Ziel ist es, unsere Natur für die Zukunft zu erhalten.
- Die ökonomische Dimension fokussiert langfristige Wirtschaftsstabilität ohne Umweltschäden.
- Die soziale Nachhaltigkeit soll eine gerechte Gesellschaft schaffen - mit Chancengleichheit und sozialem Zusammenhalt.
Die Erweiterung des Modells um eine vierte Komponente (Politik/Kultur) wird aktuell diskutiert. Ziel ist es, ein noch umfassenderes Verständnis von Nachhaltigkeit zu erreichen.
Nun eine Frage zum Regelwerk: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht / BaFin fordert zum Thema Nachhaltigkeit für die Verbraucherinnen und Verbraucher eine klare und dauerhaft Transparenz. Wie eng sind hier aktuell die Vorgaben geknüpft?
Beckmann: Viele Anlageprodukte tragen heute die „Nachhaltigkeit“ bereits im Namen. Das reicht natürlich bei Weitem nicht aus. Bei Publikumsfonds z.B. ist die BaFin sehr streng. Hier erfolgt eine Genehmigung erst, wenn der Fonds mindestens zu 75% nachhaltige Vermögensgegenstände enthält, oder wenn er zu mindestens 75% eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgt.
Nun konkret zu Ihrem Tagesgeschäft. Wie beziehen Sie dieses Thema in Ihre Anlageberatung mit ein? Sprechen Sie Ihre Kunden auf die Möglichkeiten an?
Beckmann: Ja, selbstverständlich. Im Rahmen unserer „Genossenschaftlichen Beratung“ hören wir zunächst zu und stellen Fragen - dann folgt die Beratung. So erkundigen wir uns natürlich nicht nur über die Anlageerfahrungen und die Risikobereitschaft, sondern auch über die Einstellung zur Nachhaltigkeit. Unsere Kundinnen und Kunden entscheiden bereits zu Beginn eines Beratungsprozesses, ob Sie nachhaltige Produkte integriert wissen möchten, oder eben nicht.
Wie sieht es mit Ihrem Produktangebot aus? Wie umfangreich ist es und entwickeln Sie auch selbst Produkte mit nachhaltigem Ansatz?
Beckmann: Eigene Produkte zu entwickeln und im Anschluss prüfen und freigeben zu lassen, ist für eine regionale Bank unserer Größe nicht sinnvoll. Wir sind stolz und froh, regelmäßig auf die Produktinnovationen unserer Verbundpartner DZ Bank und Union Investment zurückgreifen zu können. Erfahrene Produktexperten und Fondsmanager stellen dieses Thema täglich auf den Prüfstand und entwickeln die Produkte weiter. Unsere Kundinnen und Kunden profitieren 1:1 von diesem Know-how. Das Vertrauen zu unseren Beraterinnen und Beratern untermauert diese Erfolgsstrategie.
Abschließend Herr Beckmann, möchte ich Sie gern noch kurz zu Ihrem klassischen Passivgeschäft befragen. Nachdem der Zins vor ein paar Monaten -fast unerwartet- wiedererlebte, suchen viele Kunden gern nach solchen Geldanlagen. Hier geht es neben dem Zins, natürlich auch um eine ansprechende Rendite und eine möglichst kurzfristige Verfügbarkeit. Was bieten Sie Ihren Kundinnen und Kunden an dieser Stelle?
Beckmann: Schauen Sie, schon immer waren wir auf der Suche nach diesem „Non-Plus-Ultra Produkt“. Das wollen wir doch alle … tägliche Verfügbarkeit, bei 100% Sicherheit und einer absoluten TOP-Rendite. Tja, wenn es ein solches Produkt wirklich existieren würde, dann gäbe es kein anderes Produkt mehr.
Aber keine Sorge, hier kommen unsere Beraterinnen und Berater ins Spiel. Mit unserer strukturierten ganzheitlichen Beratung erfüllen wir die Ziele und Wünsche unserer Kundinnen und Kunden und denken auch an Sicherheit, Verfügbarkeit und Rendite. Ach ja … und natürlich auch an die Nachhaltigkeit.
Patrik Beckmann
Patrik Beckmann ist 59 Jahre alt, in fester Beziehung, Vater zweier Söhne und lebt mit seiner Familie in Hardegsen im Kreis Northeim. Im Juli 2023 trat er seine Stelle als Leiter des Privatkundengeschäfts an. Zuvor war er Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse Göttingen, davor Vermögenskundenbetreuer und davor 20 Jahre als selbstständiger Vermögensberater tätig. Mit seinem Wechsel zur RBB wurden das Privatkundengeschäft und das Private Banking für sehr vermögende Kunden unter seiner Leitung zusammengefasst.