Recruiting auf neuen Wegen

Marcel Schicker ist ein Personaler durch und durch. Der 32-jährige Kasseler gerät ins Schwärmen, wenn er über seinen Job redet. Im November ist er als Personalleiter des genossenschaftlichen Kreditinstituts angetreten, um unter anderem das Recruiting (Personalbeschaffung) zu modernisieren und zu intensivieren.

Angesichts des demografischen Wandels und der starken Konkurrenz beim Buhlen um kluge Köpfe, ist das Bewerberaufkommen ohne entsprechende Bemühungen eher bescheiden. „Die Bewerber kommen nicht mehr automatisch zu uns wie früher“, weiß Schicker.

Ein modernes Bewerbermanagementsystem mit Schnittstellen zu Jobportalen und -netzwerken wie Xing, zu sozialen Medien wie Instagram, die Optimierung der Stellenausschreibungen, die Überarbeitung von Karriereseiten, die jetzt auf die RBB zugeschnitten werden – das alles soll dabei helfen, dass die Bank von jungen Menschen als attraktiver Ausbilder und Arbeitgeber stärker wahrgenommen wird. „Gutes tun und darüber reden“, lautet seine Devise.

Und mit der hat Schicker, der zuvor viereinhalb Jahre das Personalwesen eines Industrie-Mittelständlers in der Nähe Leipzigs verantwortet hat, offensichtlich Erfolg: Erreichten die RBB bislang mal gerade ein oder zwei Bewerbungen im Monat, waren es von Anfang des Jahres bis Mitte Mai bereits 54 – über alle Kanäle, die er mit seinem kleinen Team bespielt. Aber nicht nur quantitativ zeigt seine Strategie Wirkung. „Auch die Qualität der Bewerber ist deutlich gestiegen“, sagt er. Die Erhöhung der Präsenz in Jobportalen, Karrierenetzwerken und sozialen Medien macht sich also bezahlt.

Die Freiheit zu gestalten und zu bewegen, war für ihn letztlich der Grund, zur RBB zu wechseln. „In kleinen Unternehmen kann man einfach viel mehr entscheiden“, erklärt Schicker. Während des BWL-Studiums, das er mit dem Master im Schwerpunkt Personalwirtschaft an der Universität Leipzig abschloss, war er kurze Zeit für einen großen deutschen Autobauer in Süddeutschland tätig. Dort herrschten lange Entscheidungswege und zuweilen Schwerfälligkeit - nicht Schickers Welt. Für ihn war danach klar, dass seine Zukunft in mittleren Unternehmen liegen würde.

Um den Anwerbeprozess zu beschleunigen, hat er Anfang April das sogenannte Performance-Recruiting gestartet. Dabei können Bewerber per Smartphone schnell und unkompliziert Fragen der RBB durch Anklicken vorgegebener Antwortmöglichkeiten beantworten. Eine spezielle Software erkennt, ob der Bewerber zur Bank passt und stellt ein Ranking her. Die geeigneten Kandidaten werden dann zeitnah kontaktiert. Auch Quereinsteiger sind willkommen. In Arbeit ist derzeit zudem die digitale Personalakte, um Vorgänge zu beschleunigen und nachhaltig Papier zu sparen. Bei all den Dingen wird Schicker vom Vorstand nach Kräften unterstützt. „Wir denken da ähnlich“, versichert der Personalleiter.

Ein Riesenthema in Sachen Personal ist die Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht zwischen Arbeit und (restlichem) Leben. „Das wird immer wichtiger“, sagt Schicker auch unter Hinweis auf aktuelle Studien, nach denen das Gehalt bei der Berufs- und Arbeitgeberwahl junger Menschen regelmäßig lediglich nur noch an dritter oder vierter Stelle auftaucht. Wichtiger sind den meisten unter anderem Betriebsklima, Entwicklungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten.

Zur Person

Marcel Schicker

Marcel Schicker hält sich in seiner Freizeit mit Radfahren fit. Letztes Jahr fuhr er mit seinem Bruder von München an den Gardasee, dieses Jahr ist die Strecke Bodensee-Mailand angesagt. Daneben geht er gern auf Städtereisen und interessiert sich für Fotografie und Psychologie.